Wenn Senioren trampen – Die Mitfahrerbank

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Der Landkreis Wolfratshausen macht ernst mit einer Idee, die deutschlandweit bereits zahlreiche Anhänger gefunden hat. Schon im Juni können die Kommunen die sogenannten Mitfahrerbänke bestellen, die älteren, mobilitätseingeschränkten Menschen das Leben erheblich erleichtern sollen. Elli M. ist begeistert. Früher ist die 73-Jährige mit ihrem damaligen Freund durch halb Europa getrampt. „Das wird jetzt viel bequemer“, lacht sie. „Ich muss jetzt nicht mehr am Straßenrand stehen und den Daumen rausstrecken, sondern kann mich auf die Bank setzen und warten, bis einer hält.“ Und statt eines selbst gemalten Pappschilds muss Elli M. am Zielwegweiser neben der Bank nur noch ein Schild mit ihrem Wunschziel umklappen.

Mitfahrerbank © georg, fotolia.com
Mitfahrerbank © georg, fotolia.com

Im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen, ebenfalls in Bayern, startete ein ähnlicher Versuch bereits im Mai. Denn auch hier kennt man – wie fast überall im ländlichen Raum – das Problem mit dem unzureichenden öffentlichen Nahverkehr. Vor allem ältere MitbürgerInnen, die nicht oder nicht mehr Auto fahren, kommen dann kaum noch über die Dorfgrenze hinaus. Immer Kinder oder Enkel zu bitten, ob sie einen nicht in die nächst größere Ortschaft mitnehmen, ist nicht jedermanns Sache. Und ein Taxi kostet bekanntlich viel Geld. Warum also nicht mit jemandem fahren, der ohnehin in die gleiche Richtung muss? Helfen und sich helfen lassen, lautet die Devise. Das schont den Geldbeutel, die Umwelt und sorgt ganz nebenbei auch noch für soziale Kontakte.

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Schon seit 2014 gibt es das Prinzip der Mitfahrerbänke in Deutschland. Die erste Tramper-Bank wurde in der 3000-Seelen-Gemeinde Speicher in der Westeifel eingeführt. Seither steht die türkisfarbene Bank vor dem Rathaus und ist ein beliebter Treffpunkt für spontane, kostenlose Fahrgemeinschaften. Die Idee kam damals von der Verkehrspsychologin Ursula Berrens, die sie zusammen mit der Caritas in die Tat umsetzte. Das Projekt wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Schnell kamen weitere Bänke in und um Speicher hinzu und animierte auch andere Gemeinden in Deutschland zur Nachahmung. Mit unterschiedlichem Erfolg. In der Eifel müssen Tramper maximal zehn Minuten warten, bis jemand anhält und sie mitnimmt. Vielleicht liegt dies an der Mentalität der Bewohner.

Senioren auf einer Bank © oneinchpunch, fotolia.com
Senioren auf einer Bank © oneinchpunch, fotolia.com

In anderen Landkreisen, beispielsweise in Sachsen, brauchen Leute, die auf einer Mitfahrbank Platz nehmen, erfahrungsgemäß sehr viel mehr Sitzfleisch. Wer einen Arzttermin wahrnehmen muss, sollte sich unter diesen Umständen lieber nicht auf seine Mitmenschen verlassen. An anderen Orten wird das Angebot von den SeniorInnen trotz schlechter Verkehranbindung gar nicht erst angenommen. Viele ältere Menschen haben Hemmungen, sich unentgeltlich von anderen mitnehmen zu lassen. Auch Sicherheitsbedenken spielen eine Rolle. Kann der Mitfahrer dem Fahrer trauen – und umgekehrt? Genau dieses Argument ist einer der Gründe, warum die Mitfahrerbank nicht bei allen Gemeinderäten auf Akzeptaz stößt — wobei auf dem Dorf fast jeder jeden kennt. Die Verantwortung liegt natürlich bei jedem selbst und nicht bei denen, die eine solche Bank aufstellen. Wer sich nicht sicher ist, ob der andere ehrenhaft ist oder nicht, sollte entweder nicht mitfahren oder nicht anhalten.

Alternative Mobilitätskonzepte sind jedoch dringend erforderlich, um die Abwanderung aus dem ländlichen Raum zu stoppen. Die Mitfahrerbank ist eine Ergänzung zu den vielen anderen zusätzlichen Transportangeboten wie Rufbus, Sammeltaxi, Smartphone-App etc., die es bereits seit längerem gibt, um die notorisch schlechte Infrastruktur auf dem Land auszugleichen.

Mitfahrer sind übrigens über die Kfz-Haftpflicht des Fahrzeughalters versichert. Das war schon damals so, als Elli M. durch die Gegend trampte. Einen Führerschein hat sie nie gemacht. So lange ihr Mann lebte, fuhr er mit ihr überall hin. Doch jetzt, zwei Jahre nach seinem Tod, denkt sie immer öfter darüber nach, wie lange sie noch auf dem Land leben kann. Die Mitfahrerbank – so hofft sie – verhilft ihr wieder zu mehr Flexibilität und Mobilität.

Weitere Informationen:
http://mitfahrerbank.com/so-gehts/die-idee/
https://www.caritas.de/magazin/kampagne/stadt-land-zukunft/plattform/spontan-und-sicher-von-a-nach-b-kommen

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