München ist um eine Attraktion reicher: Seit diesem Sommer kutschieren Rikscha-Fahrer SeniorInnen durch die Weltstadt mit Herz. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen den Münchenstift-Seniorenheimen und dem Rikscha-Unternehmen Pedalhelden. Wer selbst nicht mehr Fahrrad fahren kann, findet vielleicht Gefallen an dieser Idee. Viele HeimbewohnerInnen sind nicht mehr mobil und daher kaum noch in der Lage, ihr unmittelbares Umfeld zu verlassen. Mit der Rikscha können sie nun ihren Bewegungsradius deutlich erweitern – und das auch noch klimaneutral, kostenlos und ohne Hektik. Die einen kommen mal wieder in einen Biergarten, die anderen in einen Park. Das gemächliche Tempo behagt den älteren Menschen sehr. „Nur ned hudln – voll im Leben – voll gemütlich“ – so lautet das Motto der Aktion.
Die Idee kommt gut an. Und sie ist keineswegs neu. In Deutschland gibt es zahlreiche Angebote dieser Art. Die meisten sind in der Initiative „Radeln ohne Alter“ zusammengeschlossen. In Berlin und Westfalen haben Pflegeeinrichtungen schon lange gute Erfahrungen mit Rikschatouren gemacht. Sie wirken wie ein Antidepressivum. Selbst Demenzkranke sind danach ausgeglichener. Das liegt vielleicht auch an der positiven Resonanz, die rikschafahrenden Senioren entgegengebracht wird. Wer sie sieht, beginnt zu lächeln. Das wiederum ruft Heiterkeit auf den Gesichtern der Senioren hervor, die oft fröhlich winkend in ihrer Rikscha sitzen und die Ausfahrt sichtlich genießen.
Die anfängliche Scheu, die die älteren Menschen überwinden müssen, bevor sie sich ihrem Pedalritter anvertrauen, legt sich schnell. Denn die Senioren-Rikschas unterscheiden sich von anderen Rikschas in ihrer Bauweise. Der Einstieg ist tiefer und die Fahrgastkabine befindet sich meist vor dem Fahrer. Die werden bei der Initiative „Radeln ohne Alter“ Pilot oder Pilotin genannt und müssen eine spezielle Schulung durchlaufen. Denn Rikschafahren ist nicht ganz dasselbe wie normales Fahrradfahren. Außerdem sind beim Transport von Passagieren besondere Regeln zu beachten. Das ist hierzulande etwas anders als in Fernost – Rikscha hin oder her. Die Arbeit der Rikscha-Piloten ist ehrenamtlich, sinnvoll, macht Spaß und unterliegt keiner Altersbeschränkung. Ob Student oder Pensionär – jeder kann älteren Menschen dieses besondere Vergnügen bereiten. Was man braucht, ist persönliche Fitness und viel Verantwortungsgefühl.
Das Konzept der Senioren-Rikschas kommt aus dem fahrradbegeisterten Dänemark. 2012 ging in Kopenhagen das erste Gefährt dieser Art an den Start. „Cycling uden alter“ (Radeln ohne Alter) verbreitete sich mit atemberaubender Geschwindigkeit über das ganze Land. Dem Beispiel Dänemarks folgten schon bald die übrigen skandinavischen Länder und inzwischen beteiligt sich die ganze Welt an diesem Projekt. Ole Kassow, der charismatische Gründer dieser Initiative, findet, dass auch ältere Menschen, „ein Recht auf Wind in den Haaren“ haben, gerade dann, wenn sie selbst nicht mehr in die Pedale treten können. Viele hat er inzwischen mit seiner Idee begeistert. Vielleicht auch Sie?
Weitere Informationen:
http://radelnohnealter.de
http://pedalhelden.de