„Gemeinsam statt einsam“ lautet die Devise, die sich immer mehr ältere Menschen auf die Fahnen schreiben. Was liegt da näher als sich mit Gleichgesinnten zu solidarisieren? Diese Idee ist nicht neu. Schon in den späten 70er Jahren entstanden unter dem Motto „Nicht allein und nicht ins Heim“ die ersten Wohngemeinschaften für ältere Menschen. Die so genannten „Altenheime“ waren damals sehr verpönt, da sie starke Kontrolle auf die BewohnerInnen ausübten. Inzwischen hat sich allerdings viel geändert. Mit den heutigen Seniorenheimen haben die Altenheime von damals nicht mehr viel gemeinsam.
Die Pioniere der ersten Modelle für gemeinschaftliches Wohnen galten als schrullige Exoten und wurden von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Das lag u.a. daran, dass ihre Vorstellungen eher verschwommen und unausgegoren waren. In verschiedenen Städten Deutschlands schlossen sich Senioren zusammen, um in familienähnlichen Gruppen zu leben. Manche gründeten Haus- oder Nachbarschaftsgemeinschaften, die sie eigenständig verwalteten. Auf dem Land entstanden Kommunen und Siedlungsgemeinschaften. Doch jede Initiative kochte ihr eigenes Süppchen. Anstatt ihre Ideen und Erfahrungen mit anderen Gruppen auszutauschen und sich zu vernetzen, kämpften alle mit ihren eigenen organisatorischen Schwierigkeiten. Und die hatten es in sich. Es galt, bürokratische Hürden zu überwinden und Wohnungsvermieter oder Bauträger von dem Gemeinschaftsprojekt zu überzeugen. In den 70ern war das eine Herkulesaufgabe. Wohnformen dieser Art haftete etwas Unzüchtiges an und wurden argwöhnisch beäugt.
Eine Vision wird Realität
Erst in den 80er Jahren wurde die Vision vom gemeinschaftlichen Wohnen im Alter professionalisiert. Das ist auch den „Grauen Panthern“ zu verdanken, jener Seniorenpartei, die sich damals für die Interessen der älteren Menschen stark machte. Die „Grauen Panther“ organisierten selbst größere, gemeinschaftliche Wohnprojekte. Ihrem Beispiel folgten bundesweit verschiedene Vereine. Eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit und die effektive Vernetzung der einzelnen Wohnmodelle untereinander brachte schließlich den gewünschten Erfolg. Immer mehr Menschen begannen, sich für diese alternative Wohnform zu interessieren.
Bereits 1989 wurde die überregionale Institution „Forum Gemeinschaftliches Wohnen e.V.“ gegründet. Das Netzwerk gewann die Unterstützung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Mit bundesweiten Aktionstagen und zahlreichen Veranstaltungen informiert es über die Chancen und Möglichkeiten der Gemeinschaftswohnprojekte. Seither nimmt das Interesse an dieser alternativen Wohnform ständig zu. Gemeinschaftliches Wohnen eignet sich vor allem für kommunikationsstarke, gesellige Menschen. Diese werden sich mit dieser Wohnform durchaus wohl fühlen.
Die Konzepte haben sich weiterentwickelt und die Projektlandschaft noch bunter gemacht. Von der Senioren-WG bis zum generationenübergreifenden, gemeinschaftlichen Wohnen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Trotzdem kann es sein, dass Interessenten nicht fündig werden, sei es, weil die Wohnungen alle schon vergeben sind oder weil es einfach kein entsprechendes Projekt in der gewünschten Gegend gibt. Dann kann man auch selbst aktiv werden und ein eigenes Wohnprojekt ins Leben rufen. Das erfordert allerdings viel Zeit und Mühe.