Seniorenstudium: Studieren ohne Abitur und Prüfungsstress
Die Begriffe für die Hochschulbildung nach dem aktiven Berufsleben sind nicht ganz einheitlich. Mal bezeichnet „Seniorenstudium“ ausschließlich das Studium an einer eigens für Senioren errichteten Institution, mal fasst diese Bezeichnung alle Studienangebote für Senioren zusammen. Wir haben uns für den Oberbegriff entschieden und listen im Folgenden die verschiedenen universitären Bildungsmöglichkeiten einzeln auf.
Was für alle gilt, ist auch der Hauptunterschied zum regulären Studium: Die Senioren legen keine Abschlussprüfung ab und erwerben keinen akademischen Titel. Dafür wird auch keine Hochschulzugangsberechtigung vorausgesetzt. Ziel eines Seniorenstudiums ist es, allen dazu befähigten Interessenten eine akademische Bildung zu ermöglichen.

Studium Generale statt Fachstudium
Der zweite große Unterschied ist nicht weniger wichtig: Im Gegensatz zum Regelstudium findet zuvor keine Auswahl eines Fachbereichs statt. Ein Seniorenstudium ist immer ein Studium Generale, also ein fächerübergreifendes Studium. Grundsätzlich stehen alle Lehrveranstaltungen jedem Interessenten offen. Aber: Keine Regel ohne Ausnahme – dazu später mehr.


Studium an der Seniorenuniversität
Sie heißen Universität des dritten Lebensalters (wie in Frankfurt/Main), Universität für Ältere (wie in Osnabrück), Zentrum Seniorenstudium der Universität (wie in München), Seniorenkolleg (wie in Leipzig und Chemnitz) oder einfach Studieren ab 50 (wie in Bielefeld). Staatliche universitäre Bildungseinrichtungen für Senioren sind in den allermeisten Fällen an eine Universität angeschlossen. Sie bilden eine eigene Abteilung in Form eines An-Instituts und bieten entweder ausschließlich Studienprogramme für bildungswillige Senioren oder zumindest auf die Bedürfnisse der älteren Generation zugeschnittene Spezialveranstaltungen an. Träger der eher seltenen privat geführten Seniorenuniversitäten sind in der Regel eingetragene Vereine.

Fachthemen auf Senioren zugeschnitten
Ein Seniorenstudium im engeren Sinne dauert meist 4 Semester oder 6 Trimester, wobei die Inhalte der Lehrveranstaltungen aufeinander aufbauen. Die Regelungen variieren allerdings von Hochschule zu Hochschule. Kennzeichen eines Studiums an der Seniorenuniversität ist immer der Kontakt zu Gleichgesinnten der eigenen Generation. Die Vorlesungsreihen beziehen sich daher häufig auf die Stadt oder Region oder liefern Wissenswertes für Menschen im Rentenalter. Seminare vertiefen die Themen, Exkursionen – wie Führungen durch Ausstellungen – vervollständigen das Angebot.
Für die Nutzung des Bildungsangebots ist, wie an jeder Hochschule üblich, eine Immatrikulation erforderlich. Die Gebühren für jedes Semester oder Trimester berechtigen zur Teilnahme an den Vorlesungen. Bei den Seminaren etc. gilt zumeist: Bei hohen Semesterbeiträgen (bis zu 300 Euro) sind sie frei zugänglich, bei niedrigen Beiträgen (ab 35 Euro) werden zusätzliche Gebühren erhoben.
Gasthörerstudium für Senioren
Der Klassiker wird von praktisch allen staatlichen Hochschulen angeboten. Gasthörer können grundsätzlich alle Vorlesungen besuchen und so eine breitgefächerte Allgemeinbildung erwerben. Die meisten Senioren konzentrieren sich aber lieber auf einen Fachbereich oder allenfalls einige wenige, denn ansonsten bleibt das Wissen doch recht oberflächlich.
Fachthemen aus allen Wissenschaftsbereichen
Von den Natur- bis zu den Religionswissenschaften: Die Auswahl ist groß. Die bei den Senioren beliebtesten Studienfächer entstammen dem kulturellen und gesellschaftswissenschaftlichen Bereich. Dazu zählen Philosophie, Soziologie, Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte. Aber auch Politologie, Germanistik und Anglistik finden großen Anklang. Bevor Senioren ihr Lieblingsfach auswählen, sollten sie eines berücksichtigen: Vorrang bei der akademischen Ausbildung haben die jungen Studenten. Dies ist besonders bei stark nachgefragten Studiengängen entscheidend. Gasthörer haben nur eine Chance, wenn es noch genügend freie Plätze bei den Lehrveranstaltungen gibt.
Gasthörende müssen sich nicht immatrikulieren. Die Anmeldung erfolgt jeweils für ein Semester und meistens für einzelne Lehrveranstaltungen. Dieser Gasthörerbeitrag kann bei ca. 30 Euro für jede Veranstaltung, die einmal pro Woche zwei Stunden umfasst (wie an der Humboldt-Universität Berlin) – oder bei pauschal etwa 100 Euro pro Semester (wie an der RWTH Aachen) liegen. Ein Blick in die Internetseiten der Hochschulen klärt über die jeweilige Handhabung auf.
Interaktion mit jungen Studierenden

Interaktion mit jungen Studierenden
Ein Kennzeichen für das Gasthörerstudium ist der Kontakt zu Gleichgesinnten aller Altersstufen. Gasthörer kommen aus der ganzen Welt und aus den unterschiedlichsten Beweggründen. Der Anteil der Senioren beträgt „nur“ etwa 50 Prozent. Im Vorlesungssaal ist der Prozentsatz noch weitaus geringer, denn die größte Gruppe sind natürlich die regulären Studenten, die einen Bachelor- oder Masterabschluss anstreben. Gerade der Kontakt zu jungen Menschen ist für viele Senioren ein wichtiges Argument, sich für ein Gasthörerstudium einzuschreiben.
Zertifikatsstudium
Für viele Studierende im höheren Alter ist das Zertifikat die Krönung ihres Studiums. Ein universitäres Zertifikat belegt die erfolgreiche Teilnahme an Veranstaltungen und würdigt die wissenschaftlichen Leistungen. Auch wenn im Zertifikatsstudium einige Prüfungen abzulegen sind – die Absolventen erhalten keinen akademischen Titel.
Für ganz ehrgeizige Senioren: reguläres Studium oder Promotion
Um den Titel eines Bachelors oder Masters zu erlangen, benötigen alle Studierende eine Hochschulzugangsberechtigung (s.o.). Der akademische Abschluss setzt ein reguläres Studium (Regelstudium) in einem gewählten Fach (oder Fächerkombination) voraus.

Die Unterschiede zum herkömmlichen Seniorenstudium sind vielfältig: Das Studium ist strukturiert, erfordert Prüfungen und die Abgabe wissenschaftlicher Arbeiten, vermittelt dafür aber auch umfassende Fachkenntnisse. Primäres Ziel ist es, mit einem anerkannten akademischen Abschluss ins Berufsleben zu starten. Senioren, die ein ordentliches Studium anstreben, sollten sich vorher Gedanken machen, ob sie zu einem Fulltime Arbeitsaufwand bereit sind. Wenn ja, steht ihrem Erfolg als spätberufenem Bachelor oder Master (m/w) nichts mehr im Wege.
Promotionsstudium auch mit älterem Abschluss
Ein Mastergrad ist nichts anderes als ein Magisterabschluss oder Diplom. Manche Senioren haben ihr Leben lang davon geträumt, die wissenschaftliche Arbeit früher Tage fortzuführen. Jetzt kann es soweit sein. Ältere Urkunden verlieren nicht ihre Gültigkeit. Zum Doktor führen also zwei Wege, der direkte bei einem bereits abgeschlossenen Studium und der zugegeben mühsame Drei-Stufen-Weg: Bachelor – Master – Promotion. Die Universitäten beraten Sie gerne!

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