VHS, KEB und Seniorenakademie: Senioren-Bildungskurse für jeden Anspruch
Was bereits seit über 100 Jahren existiert, kann mit Fug und Recht als Erfolgsmodell bezeichnet werden. Gleich, nachdem die Weimarer Verfassung verabschiedet war (1919), eröffneten die ersten deutschen Volkshochschulen. Geradezu revolutionär: Die Bildung sollte nicht mehr nur einem kleinen Teil der Bevölkerung vorenthalten sein! Um die junge Demokratie zu stärken, brauchte man mündige Bürger. Schon 1922 gab es in Deutschland mehr als 800 Volkshochschulen.
Wir erläutern deren Bildungsauftrag und zeigen, wie Senioren vom VHS-Programm profitieren. Lernen Sie auch die zweitgrößte Anbieter von Erwachsenenbildung kennen und die „Volkshochschule mit akademischem Programm“.
Volkshochschule: Bildungs- und Begegnungsstätte für alle
Volkshochulen widmen sich der Erwachsenen- und Weiterbildung. Damit unterstützen sie Menschen darin, individuelle und gesellschaftliche Veränderungen zu bewältigen und ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Weil sie nahezu überall präsent und kommunal verankert sind, können Volkshochschulen viel zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen.
Wissenswert: Nach dem 2. Weltkrieg fand das Recht auf Bildung Aufnahme in die allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen (1948). Bildung sei wichtig für die Fähigkeit des Menschen, sich für die eigenen Rechte einzusetzen und für die Rechte anderer zu engagieren. Heute wirken Tausende von Pädagogen und Honorarkräften an etwa 900 Volkshochschulen. Deren Interessen vertritt der größte deutsche Weiterbildungsdachverband: der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV).
Das Gesamtkonzept ist in folgende 6 Programmbereiche untergliedert:
- Grundbildung und Schulabschlüsse
- Arbeit und Beruf
- Politik, Gesellschaft und Umwelt
- Gesundheit
- Kultur und Gestalten
- Sprache und Integration.
Welche VHS-Kurse für Senioren?
Die Teilnahme an den Angeboten wird von den VHS erfasst und alle zwei Jahre durch das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) ausgewertet. Demnach behaupten sich nach wie vor die Bereiche Gesundheit und Sprachen mit jeweils ca. einem Drittel aller Kurse – gefolgt von Kultur/Gestalten (16%), Politik/Gesellschaft/Umwelt (8%) und Qualifikationen für das Arbeitsleben (6%). Frauen sind mit über 70% überproportional stark vertreten. Die stärksten Altersgruppen sind die 50- bis 64-Jährigen und 35- bis 49-Jährigen. Senioren im Rentenalter machen einen Anteil von knapp 20% aus. Nahezu die Hälfte der Kurse wird von Personen ab 50 Jahren belegt. (Volkshochschul-Statistik 2018)
Die Reihenfolge der Programmbereiche bei den Senioren ab 65 Jahren lautet wie folgt: Politik/Gesellschaft/Umwelt, Kultur/Gestalten, Gesundheit, Arbeit/IT, Sprachen/Integration, Grundbildung. Bei den etwas jüngeren Senioren zwischen 50 und 64 Jahren lag der Fokus auf Gesundheit, gefolgt von Kultur/Gestalten, Arbeit/IT, Politik/Gesellschaft/Umwelt, Sprachen/Integration und Grundbildung.
Dass die Sprachbildung bei Senioren weniger ins Gewicht fällt, liegt vermutlich an der großen Zahl junger Teilnehmer an Integrationskursen. Fremdsprachen lernen ist bei den Älteren nämlich nach wie vor sehr beliebt. Das relativ starke Interesse an der Qualifikation zu Arbeit und Beruf ist auf die beliebten Computerkurse für Senioren zurückzuführen.
Gibt es Volkshochschulen nur für Senioren?
Jein! Volkshochschulen sind, wie der Name schon sagt, für das ganze Volk da. Die Münchner Volkshochschule hat allerdings eine eigene Abteilung namens „Senioren Volkshochschule“, die Vorträge und Kurse in drei Seniorenbildungszentren anbietet. In Wolfsburg findet man ein Senioren-Bildungszentrum, das allerdings eine Sektion des Wolfsburger Forums ist und Kurse der VHS listet.
Warum auch eine eigene Verwaltung, eine eigene Organisation, eigene Dozent*innen und Kursleiter*innen – wenn es das alles schon 900-fach gibt? Die Interessen, das Lerntempo und diverse körperliche Einschränkungen der älteren Generation berücksichtigt jede VHS: in zahllosen Vorträgen, Kursen und Führungen, die speziell für diese Klientel angeboten werden – vom WhatsApp-Umgang bis zur Seniorengymnastik. Und: Jede VHS ist dezentral organisiert, d.h. für die Veranstaltungen stehen immer Räumlichkeiten in mehreren Stadtteilen zur Verfügung. Das kommt denen zugute, die nicht mehr so mobil sind und weite Anfahrtswege scheuen.
Für Kurse, die keine Anwesenheit erfordern, gibt es eine alternatives Lernmodell: den Fernunterricht.
KEB: zweitgrößte Anbieterin allgemeiner Erwachsenenbildung in Deutschland
Die Einrichtungen der Katholischen Erwachsenenbildung erreichen jährlich etwa 3,5 Mio. Teilnehmende in über 170.000 Veranstaltungen. Damit ist die Katholische Erwachsenenbildung Deutschland – Bundesarbeitsgemeinschaft e. V. (KEB Deutschland) die größte nichtkommunale Anbieterin von Weiterbildung mit personenbezogenem, religiösem und kulturellem Schwerpunkt.
Als Dachverband ist die KEB dem Deutschen Volkshochschul-Verband vergleichbar. Die Mitglieder sind jedoch lokale kirchliche Träger wie z.B. Diözesen. Die über 500 katholischen Weiterbildungseinrichtungen offerieren ebenfalls Kurse für jede Generation. Die Themenbereiche gleichen denen der VHS, das Pendel schlägt jedoch zugunsten der Bereiche Familie/Generationen aus, gefolgt von Kultur/Gestalten, Religion/Ethik und Politik/Gesellschaft/Gender. Gut 30% der Veranstaltungen richten sich an Familien und ca. 10% an Ehrenamtliche. Speziell für Senior*innen sind etwa 11% der Veranstaltungen konzipiert. (Statistik für 2018)
Wie an der VHS kann sich jeder an einer katholischen Bildungsstätte anmelden. Die Kursgebühren sind vergleichbar und die Religionszugehörigkeit spielt keine Rolle.
Seniorenakademie: mal Volkshochschule, mal Hochschule für Ältere
Zugegeben, Seniorenakademien sind etwas ambivalent. Die einen unterstützen Ehrenamts-Interessenten mit Schulungen (wie die Seniorenakademie Bayern), die anderen bieten öffentliche und für jedermann zugängliche Vorträge (wie in Ilmenau) oder Kurse und Führungen (wie die Akademie für Ältere in Heidelberg) an. Mal berechtigt ein Semesterausweis, mal ein Akademie-Pass, mal eine Semestermarke zur Teilnahme. Diese Ausweise kosten pro Jahr etwa 80-100 Euro und schließen mal die Kursgebühren mit ein und mal nicht. Andere Akademien wiederum geben Karten für Einzelvorträge aus. Mal liegt der Fokus auf wissenschaftlichen Veranstaltungen (wie an der Rostocker Seniorenakademie und der Dresdner Seniorenakademie Wissenschaft und Kunst), mal auf einem nicht-akademisch geprägten Bildungsangebot (wie an der Akademie 55plus in Darmstadt).
Damit gleichen manche Seniorenakademien mehr einer Hochschule, manche eher einer Volkshochschule für die ältere Generation. Wir haben uns entschieden, diese Institutionen als eine Art „Volkshochschule mit akademischem Programm“ zu betrachten und sie deshalb in den Bereich der Volksbildung aufgenommen. Wer mag, kann Seniorenakademien aber genauso gut den Seniorenuniversitäten beiseite stellen. Hier wie dort ist keine Hochschulzugangsberechtigung erforderlich, werden keine Prüfungen abgelegt und kein Abschlusszeugnis ausgehändigt. Seniorenakademien bieten ihrer Klientel einfach eine angenehme Möglichkeit, auf Gleichgesinnte zu treffen, sich auszutauschen und gemeinsam die sie interessierenden Fragen zu diskutieren.
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