Kreativ sein: Malen, modellieren, fotografieren, mimen, schreiben – Kreativität ist keine Frage des Alters
Beim Begriff der Kreativität denkt jeder zuerst an einen bildschaffenden Künstler oder an Darsteller auf einer Bühne oder im Film. Aber natürlich hat Kreativität weitaus mehr Seiten. Kreativ ist auch, wer sich ein neues Kochrezept ausdenkt, auf Fotopirsch durch die Wälder streift, ein Schmuckstück kreiert oder ganz für sich alleine aus einer Laune heraus zur Lieblingsmusik tanzt. Studien haben ergeben, dass kreative Senior*innen seltener zum Arzt gehen und weniger Medikamente benötigen. Sie fühlen sich fitter und gesünder als ihre nicht kreativen Altersgenossen. Wie beim Lernen wird zudem die Bildung neuer Gehirnzellen angeregt. Gut für die Psyche: Das hält nicht nur geistig rege, sondern reduziert auch die Anfälligkeit für Depressionen. Hier erfahren Sie mehr über die beliebtesten Arten, mit Freude kreativ zu sein.
Mal- und Zeichenkurse als Klassiker
Jeder Kreativkurs hat im Grunde zwei Seiten: Die Teilnehmer erlernen die Grundlagen sowie das Gespür, mit den Materialien und Techniken umzugehen; Unterstützung erhalten sie direkt vor Ort. Und dazu: Die Lehrstunden helfen, den individuellen Ausdruck zu finden und dadurch einen ganz persönlichen Stil zu entwickeln. Kein Wunder also, dass der Kreativkurs als perfekte Basis für ein erfülltes künstlerisches Schaffen gilt. Viele Menschen träumen davon. Als Rentner*innen oder Pensionär*innen haben sie endlich genügend Zeit, ihre Ideen umzusetzen. Kurse werden von den Erwachsenenbildungsstätten und zahlreichen privaten Experten angeboten. Diese erfreuen sich der größten Beliebtheit:
- Kunstkurse: Zeichnen mit Kohle, Bleistift, Kreide oder Wachsmalstiften; Malen mit Acryl- oder Aquarellfarben – Zeichen- und Malkurse sind so beliebt, dass man früh aufstehen muss, um einen Platz zu ergattern. Dass dies so ist, liegt wohl an unserem Streben nach Glück durch kleine Erfolge. Ganz sicher: Der Umgang mit dem Pinsel oder Zeichenstift ist ein schöpferisches Erlebnis, das einfach Spaß macht. In der VHS ca. 100€ für 10 Termine, meistens 3-stündig.

- Senioren-Malkurs: Taucht bei Kunstkursen der Begriff „Senioren“ auf, steht oft der gesellschaftliche Aspekt im Vordergrund. Malkurse bieten eine perfekte Gelegenheit, Kontakt zu Gleichgesinnten aufzubauen und zu festigen. Erlernt wird oft nur die Maltechnik, dann geht’s schon los. Nicht zu übersehen ist, dass jedes schöpferische Gestalten neben der Kreativität auch die Motorik fördert. Für Heimbewohner sind Kreativkurse häufig im Leistungsspektrum enthalten. Separate Gebühren fallen dann nicht an.
- Plastisches Gestalten: Hände, Spachtel und breite Messer sind die Werkzeuge, um Figürliches oder Abstraktes zu modellieren. Meist wird mit Gips oder Ton gearbeitet, manchmal auch mit Beton oder dem holznachbildenden Plastiform. Für die Feinheiten liegen Raspel und Feile bereit. Aus den Modelliermassen gefertigte Blöcke können behauen werden. Ideal für Bildhauerkurse, um erste Erfahrungen in der Technik zu sammeln und diese dann auf die schwierigere Bearbeitung von Stein zu übertragen. Kurse für die Gestaltung von Plastiken und Skulpturen werden fast ausschließlich in Künstlerwerkstätten angeboten.
- Fotokurse: Wer in seiner Freizeit gerne zur Kamera greift, kann von einem Fotokurs profitieren. Profi-Fotografen zeigen die besten Kniffe, um noch bessere Resultate zu erzielen. Fotoworkshops und Fotoreisen sind ideal, um das Wissen zu vertiefen und sich mit anderen Hobby-Fotografen auszutauschen. Mit einem Fotobuch wird der kreative Prozess sogar noch weitergeführt. Online-Dienste stellen die erforderliche Software bereit, das Hochladen ist keine Hexerei. Sind die Ansprüche höher: Auch hierfür gibt es Präsenz- und Fernkurse.

Nicht das richtige dabei? Wenn die Neigung eher Richtung Töpfern, Mosaiklegen, textiles Gestalten oder Heimwerken geht: Die Volkshochschulen passen sich den Nachfragen an und bieten zunehmend Hobby-Kurse an.
Kreatives Schreiben
Erzählerisches Talent und Spaß, mit Wörtern umzugehen, sollten schon vorhanden sein. Das Handwerk des Schreibens dagegen lässt sich erlernen. Senior*innen sprühen oft nur so vor Ideen. Diese zu Papier zu bringen, kann für sie die größte Erfüllung sein. Wie schön ist doch das Gefühl, Vergnügen bei den Lesern zu wecken! Anerkennende Worte über eine gelungene Story, einen spannenden Plot, gut gezeichnete Figuren und preisverdächtige Verse sind mehr als nur ein Ersatz für den einstigen beruflichen Erfolg. Je nach Neigung bieten sich folgende Sujets an:
- Kriminalroman
- Liebesroman
- Science-Fiction-Roman
- Fantasy-Roman
- Biografie
- Erzählung
- Kurzgeschichte
- Kinderbuch
- Jugendbuch
- Lyrik
- Drehbuch
- Theaterstück
- Sachbuch.
Dass Hobby-Autor*innen geistig mobil bleiben, versteht sich von selbst. Kreatives Schreiben erfordert eine große Konzentration und bietet ein kaum vergleichbares Gehirntraining. Schreibakademien, Schreibwerkstätten oder Schreibkurse fördern die Entfaltung des Schreibtalents. Sie helfen, Ideen zu finden, Konzepte zu erstellen und mit Worten zu malen. Je nach Bildungsstätte und Lehrgang werden zusätzlich die rechtlichen Aspekte vermittelt und in die Welt der Verlage eingeführt.
Bretter, die die Welt bedeuten

So umschrieb Friedrich Schiller einst die Theaterbühne. Dabei preist sein Gedicht „das Große aller Zeiten“ keineswegs, sondern vielmehr die „ewig junge Fantasie“. Und gerade diese steht beim Seniorentheater gerne im Vordergrund. Wenn das Texte lernen nicht mehr leicht fällt, gestalten die Beteiligten das Spiel selbst. Emotionen statt Dialoge als Antriebskraft und Ausdrucksform – so funktioniert Theaterspiel sogar bei Menschen mit Demenz. Geistig fittere Senioren wagen sich vielleicht an komödiantische Szenen oder Ausdruckstheater mit Augenmerk Körpersprache und Mimik heran. Wie wäre es beispielsweise mit einem Sketch, der den Unterschied zwischen den Generationen thematisiert? Oder mit einem Zwei-Personen-Schlagabtausch über die Tücken des Älterwerdens? Oder gar mit einem Slapstick-Solo à la Charlie Chaplin? Manuskripte und Videos findet man im Internet zuhauf. Das Theaterspiel hat so viele Facetten, dass für jede und jeden etwas dabei sein kann. Gleichgesinnte oder bereits existierende Laienspielgruppen sind schnell gefunden: Eine Anzeige in der Tageszeitung, ein Zettel am schwarzen Brett des Seniorenheims, ein Aufruf in der WhatsApp-Gruppe, … es gibt genügend erste Schritte.

Erinnerungen aufzeichnen
Erinnerungen aufzeichnen: Lebensgeschichten erzählen und die Herkunft erforschen Opa, erzähl doch mal, wie du Oma kennengelernt hast. Oma, hatte deine… weiterlesen