Fernstudium und Fernkurs: Seminar und Unterricht ohne Anfahrt und Termine
Ein Studium zuhause zu absolvieren hat einen großen Vorteil: die flexible Zeiteinteilung. Das wissen vor allem Senioren zu schätzen, die viel auf Reisen sind, ein Ehrenamt oder eine Nebentätigkeit ausüben. Nicht jeder möchte auch die tägliche Fahrt zur Hochschule auf sich nehmen. Diese Zeit dem Studium zu widmen, erscheint vielen Rentner*innen weitaus reizvoller.
Die gute Nachricht: In Deutschland werden über 300 Fernstudiengänge und Fernkurse angeboten – vom Computerkurs für Senioren bis zum Informatikstudium, vom Englischkurs bis zum Master of Neuere deutsche Literatur. Wer über eine gute Portion Selbstdisziplin und Eigenmotivation verfügt, findet an einer Fernuniversität oder Fernschule eine probate Möglichkeit der Fortbildung. Wir erläutern die Unterschiede zwischen Fernstudium und Fernkurs, geben Tipps und sprechen Empfehlungen aus.
Fernstudium für Senioren
Auf dem Land leben und eine akademische Ausbildung zum Master of Laws oder Master of Science absolvieren? Mit einem Fernstudium der Rechtswissenschaften oder Psychologie kein Problem. Oder soll es lieber ein Bachelor-Abschluss sein? Fernuniversitäten bieten Studieninteressenten eine stattliche Auswahl an geistes-, kultur-, natur-, ingenieur- und wirtschaftswissenschaftlichen Fernstudiengängen. Anders als bei einem Präsenzstudium erfolgt die Ausbildung örtlich unabhängig. Die einzigen technischen Anforderungen sind eine Internetverbindung sowie ein PC oder Laptop mit Kamera und Mikrofon für die Videokonferenzen.
Nur eine staatliche Fernuniversität im deutschen Sprachraum
Neben der Fernuniversität Hagen bieten auch einige Präsenzuniversitäten ein Studium aus der Ferne an. Private Fernuniversitäten beschränken sich häufig auf berufsrelevante Fächer und werden daher von Seniorenstudierenden weniger häufig frequentiert. Vor der Entscheidung für eine Institution sollte immer eine ausführliche Recherche im Internet stehen.
Ein ganz und gar klassisches Fernstudium bietet nur noch die Fernuniversität Hagen. Zu Semesterbeginn erhalten die Studierenden ihre Unterlagen postalisch und bearbeiten diese dann im Laufe des Semesters. Alle weitere Kommunikation erfolgt wie bei allen anderen Fernhochschulen allerdings online. Ganz fernbleiben können Fernstudierende ihrer Hochschule nicht, denn manche Seminare sind als Präsenzseminare organisiert – und die Prüfungen müssen ohnehin in Anwesenheit abgelegt werden.
Was manchem vorteilhaft erscheint, werten andere als Nachteil: Durch die Distanz zum Uni-Leben fehlt die persönliche Nähe zu den Dozierenden. Anders als Präsenzstudierende sind Fernstudierende in weiten Teilen auf sich alleine gestellt. Tipp: Einen Ausweg bieten Chats und Onlineforen, auf denen sich die Schicksalsgefährten untereinander austauschen.
Zugangsvoraussetzung Abitur o. Ä.
Der Begriff Fernstudium wird nicht selten falsch verwendet. Statt eines regulären Studiums werden häufig die beliebten Fernkurse der zahlreichen privaten Einrichtungen offeriert (s.u.). Ein Fernstudium entspricht jedoch einem regulären Hochschulstudium und erfordert daher eine ordnungsgemäße Hochschulzugangsberechtigung. In der Regel ist dies das Abitur. Seit 2010 ist der Zugang auch für Nicht-Abiturienten möglich. Eine der folgenden Voraussetzungen muss dafür allerdings erfüllt sein:
- Meistertitel sowie anderer hoch qualifizierter Abschluss wie Fachwirt und Techniker,
- staatliche oder entsprechende IHK-Prüfung,
- berufliche Qualifikation mit einer Ausbildung von mindestens 2 und einer Berufserfahrung von mindestens 3 Jahren.
Daneben ist eine Zulassungsprüfung oder Begabtenprüfung zu absolvieren. Einige Hochschulen setzen zudem ein Probestudium von 2-4 Semestern voraus. Dieses wird bei erfolgreichem Abschluss auf die Regelstudienzeit angerechnet.
Regulärer Studienabschluss und Möglichkeit zur Promotion
Wird das Fernstudium erfolgreich abgeschlossen, erhalten die Absolventen ein Abschlusszeugnis und dürfen den Bachelor- bzw. Master-Titel führen. Der neuzeitliche Master entspricht dem früheren Magister, Staatsexamen oder Diplom. Der Bachelor ist seit 2003 ein kleinerer akademischer Abschluss, der nach 3 bis 4 Jahren Studium für manche Berufe qualifiziert, der meistens jedoch nur als Vorstufe zum Master gesehen wird.
Ebenfalls wie beim regulären Präsenzstudium: Fernstudierende mit Master-Abschluss erlangen zugleich die Zulassung zum Promotionsstudium. Wird dieses ebenfalls an einer Fernhochschule angestrebt, muss die Institution über das Promotionsrecht verfügen. Dies gilt bis dato einzig für die Fernuniversität Hagen. Der alte Begriff „Doktorvater“ liefert eigentlich schon die Begründung: Da Doktorand*innen von ihrem Professor, ihrer Professorin betreut werden möchten, ziehen die meisten eine Präsenz-Uni vor.
Kosten des Fernstudiums
Für ein Fernstudium muss mit Kosten von etwa 2.000 Euro gerechnet werden. An der Fernuni Hagen werden je nach Semesterwochenstunden für Bachelorstudiengänge ca. 1.600 bis 2.400 Euro verlangt, für darauf aufbauende Masterstudiengänge ca. 900 bis 1.200 Euro. Der Studiengang Kulturwissenschaften mit Bachelor-Abschluss schlägt beispielsweise mit 1.800 Euro zu Buche.
Fernkurse für Senioren
Auch wenn die Begriffe oft synonym verwendet werden: Fernkurse unterscheiden sich grundlegend von Fernstudien. Ein Fernstudium kann nur an einer Fernhochschule bestritten werden, ein Fernkurs dagegen nur an einer Fernschule oder einem Ferninstitut. Fernunterricht ist eine weitere Bezeichnung für das nicht-akademische Fernstudium.
Das Hauptaugenmerk der Fernschulen richtet sich auf Schulabschlüsse sowie berufliche Qualifikationen und Spezialisierungen. In Lehrgängen werden die Schüler beispielsweise auf die Prüfung bei der IHK oder einem Berufsverband vorbereitet. Neue Horizonte eröffnet das Beherrschen einer Fremdsprache. Wie schön ist es doch, sich im Urlaub mit den Gastgebern unterhalten, eine Tageszeitung lesen oder dem Fernsehprogramm folgen zu können! Und das, nachdem bereits der Sprachkurs schon so viel Spaß gemacht hat.
Bei Senioren beliebte Fernlehrgänge
Neben den Fremdsprachen widmen sich Ältere besonders gerne den Themenfeldern Gesundheit/Wellness, Psychologie, Kreativität, Tiere und Natur. Wie wäre es beispielsweise mit dem Kurs „Aromatherapie“? Erlernt wird dort, ätherische Öle selbst zu mischen und gezielt einzusetzen, z. B. in Aromabädern und Wickeln. Vermittelt wird alles Wissenswerte über Duftöle und Pflanzenwässer, wie sie bei leichten Beschwerden Linderung verschaffen und der Schönheitspflege dienen können. Senioren profitieren von diesen Kenntnissen für die sanfte Selbstbehandlung – und sogar für die ihrer Haustiere. Vielleicht möchten Sie selbst noch Tiertrainer*in werden? Oder Heilpraktiker*in, Gartengestalter*in, Schmuckdesigner*in, Hauswirtschafter*in? Anders als beim Fernstudium sind keine schulischen oder beruflichen Voraussetzungen erforderlich und wird keine Abschlussprüfung abgelegt.
Dies macht die Fernschule im gewissen Sinne der Volkshochschule ähnlich. Unterschiede bestehen jedoch in der Kurslaufzeit, den Benotungen der Einsendeaufgaben und dem Abschlusszeugnis oder -zertifikat.
Ablauf und Kosten des Fernunterrichts
Bei Fernkursen gibt es keine festen Starttermine, sie können jederzeit begonnen werden. Nach der Laufzeit von 6 bis 18 Monaten bestätigt ein Zeugnis den erfolgreichen Abschluss. Je nach Art und Umfang liegen die Lehrgangskosten bei ca. 1.000 bis 2.000 Euro. Die Gebühren fallen i.d.R. monatlich an und beinhalten die Studienunterlagen, die Korrektur durch die Fernlehrenden, den Online-Zugang und die Verwaltungskosten.
Mit weit über 200 Fernlehrgängen und jährlich 80.000 Studienteilnehmern ist das Institut für Lernsysteme, besser bekannt unter dem Namen ILS, die größte Fernschule Deutschlands. Auf Platz zwei folgt die SGD (Studien Gemeinschaft Darmstadt). Beide sind als Unternehmen der Klett Gruppe eng verknüpft. Viele der weiteren ca. 350 Anbieter haben sich auf bestimmte Bereiche spezialisiert – wie Pädagogik, Sport und Naturheilkunde.
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